Bürgerversammlung 2025: Investitionen in Zukunftsprojekte, Schulterschluss im Gemeinderat, Start der Geothermie

Bürgermeister Peter Köstler begrüßte rund hundert Bürgerinnen und Bürger in der Aula des Kurt-Huber-Gymnasiums, um zu dem Berichtsjahr 2024 / 2025 Stellung zu beziehen. Die Grüße des Landkreises, ebenfalls verbunden mit einem Bericht, überbrachte Landrat Christoph Göbel. Anschließend erläuterte Polizeihauptkommissar Michael Kahn, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion 46 in Planegg, den Sicherheitsbericht für Gräfelfing für die vergangenen zwölf Monate und berichtete zur Kriminalitätsentwicklung im Würmtal. Florian Renner, 1. stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gräfelfing, berichtete zur Bilanz der Feuerwehr anhand Aufgaben, Einsätzen und Entwicklung der Mitglieder. Wie gewohnt hatten die Bürgerinnen und Bürger am Ende der Veranstaltung die Gelegenheit, Fragen zu stellen, was auch intensiv genutzt wurde. Im Vordergrund standen bei der Bürgerversammlung die großen Bauprojekte Schwimm- und Dreifachturnhalle, Entwicklung des Schulcampus, Fertigstellung des Pflegeheim-Neubaus des Rudolf und Maria Gunst-Hauses, Fortschritte am Bürgerhaus, außerdem der Spatenstich zur Bohrplatzeinrichtung für die Tiefengeothermie. Der weiterhin positive Stand des Gemeindehaushalts bildet eine gute Grundlage für die Handlungsfähigkeit und die Zukunft der Gemeinde.  

„Gräfelfing entwickelt sich in vielen Projekten, die ich Ihnen im Überblick erläutern werde. Gräfelfing lebt als Gesellschaft, Gräfelfing entwickelt sich, es ist ein buntes Bild der Gräfelfinger Geschichte des letzten Jahres“, so begrüßte Bürgermeister Peter Köstler die Besucherinnen und Besucher. Ausgangslage aller Tätigkeiten sei das Arbeitspensum und Programm, das sich der Gemeinderat jedes Jahr anhand des Haushaltplanes gibt. „Viele Projekte erstrecken sich über Jahre“, so Köstler. „Ich freue mich jedoch, Ihnen berichten zu können, dass wir derzeit bei unseren großen Bauprojekten auf der Zielgeraden sind. Im Gemeinderat beraten wir die Themen in großer Einigkeit und können daher auch sehr viel umsetzen, was mich immer wieder freut. Denn das zeigt das Wesen von Gräfelfing. Der Schulterschluss im Gemeinderat kombiniert mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das ermöglicht uns wichtige Infrastrukturprojekte und Weichenstellungen für die Zukunft. Die Einnahmen der Gemeinde bilden dafür die Basis.“

Finanzielle Gesamtlage in Gräfelfing weiterhin positiv

„Die Kommunalfinanzen im Allgemeinen sind derzeit in aller Munde, die Kosten steigen überall“, so Köstler. „Da heißt es gut haushalten und wirtschaften. Wir haben jedoch das große Glück, dass die Anteile an der Einkommenssteuer gleichbleibend hoch und stabil sind. Einen wesentlichen Anteil an den Kommunalfinanzen bilden die Gewerbesteuern, die die Unternehmen hier am Ort zu entrichten haben. Hier können wir für 2024 ein Gewebesteueraufkommen immerhin noch von 75 Millionen verzeichnen. Stand heute, dem allgemeinen Trend folgend, ist es leicht rückläufig. Für 2025 erwarten wir 70 Millionen. Es wird enger werden, aber immer noch auf gutem Niveau. Wir kommen von einem hohen Niveau, aufgrund struktureller Veränderungen einiger Unternehmen hat sich das etwas nivelliert, aber dennoch immer noch recht stabil eingependelt. Im Jahr 2024 hat die Gemeinde Gräfelfing über 96 Millionen Euro an den Landkreis München als Kreisumlage überwiesen. Das ist eine beachtliche Summe. 2025 werden es wohl 50 Millionen sein. Wir sind dankenswerterweise in der Lage, viele unserer Großprojekte auch aus den Überschüssen vorangegangener Einnahmejahre zu finanzieren. Unsere Rücklage betrug zu Beginn des Jahres 2025 immerhin noch 200 Millionen Euro. Dies ist eine gute Grundlage für den Gemeinderat.“ 

Ausbildung und Digitalisierung

227 Mitarbeitende hat die Gemeinde Gräfelfing, davon rund 70 in der Kernverwaltung, alle übrigen in den Bereichen der Kinderbetreuung sowie in den weiteren Außenstellen. „Fachkräfte sind auch bei uns ein Thema“, so Peter Köstler. „Gerade in den technischen Bereichen ist es nicht so einfach, qualifiziertes Personal zu finden. Daher setzen wir auf Nachwuchs aus den eigenen Reihen und suchen jedes Jahr Auszubildende, denen wir die Ausbildung zum/zur Verwaltungsfachangestellten anbieten. Für den Beginn September 2026 läuft gerade die Bewerbungsfrist.“ Auch in der Digitalisierung der Gemeinde mache Gräfelfing große Fortschritte. 80 digitale Leistungen würden mittlerweile angeboten, von der Wohnsitzanmeldung über An-, Ab- und Ummeldung der Hundesteuer, Beantragung der Förderprogramme bis hin zur Genehmigung von Plakatierungen. „Digitalisierung ohne die Menschen geht jedoch nicht“, so Köstler. „Wir müssen alle bei dem Prozess mitnehmen. Daher ist unser Sachgebiet IT und Digitalisierung auch bei Gelegenheiten wie dem Straßenfest vertreten, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.“

Ortsentwicklung und Städtebau

Projekte, die in die Zukunft weisen, gibt es derzeit in Gräfelfing sehr viele: So ist beispielsweise die Tiefengeothermie sichtbar geworden mit dem symbolischen Spatenstich zur Bohrplatzeinrichtung. Die Vorplanungen dafür laufen seit Jahren. „Weg von Öl und Gas, das braucht einen langen Atem“, ist sich Peter Köstler sicher. „Es ist ein komplexes Vorhaben, zu dem wir jedoch fast 50 Prozent Zuschüsse erhalten. Wir haben uns im jüngsten Schritt entschlossen, dieses Projekt alleine umzusetzen. Im Juni dieses Jahres übernahm die Fernwärmenetz Gräfelfing GmbH (FWNG) die Gesellschafteranteile der Silenos Energy, damit sind nun beide Unternehmen, die FWNG und die Geothermie Gräfelfing GmbH (GGK), zu 100 Prozent in kommunaler Hand. Ab nächstem Jahr steht der Bohrturm für ein halbes Jahr am Neurieder Weg und bringt die Bohrung nieder. Parallel erfolgt der Netzausbau. Wann der Anschluss zu wem nach Hause kommt, hängt ganz stark davon ab, wo der Bürger oder die Bürgerin wohnen. Die Ausbaustufen sind schon seit längerem bekannt. Diese nutzen auch die bestehenden Rohrleitungsnetze im Gewerbegebiet.“

Anschließend referierte Peter Köstler über die verschiedenen Vorhaben der Ortsentwicklung – von der Entwicklung des Quartiers rund um St. Stefan und die Kernsanierung der Gaststätte Lochhamer Einkehr über die Planungen für den Jahnplatz und das Gelände der Alten Brauakademie bis hin zur Erweiterung und Erneuerung der Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr. 

Hochbau-Projekte auf der Zielgeraden

Als zentraler Treffpunkt der Vereine, aber auch der Bürgerinnen und Bürger, soll Mitte des Jahres 2026 das kernsanierte Bürgerhaus mit Bibliothek und Kino wieder seiner Nutzung übergeben werden. Anfang Juli 2026 soll auch die Gaststätte Joe Marino wiedereröffnen, die im Zuge der Kernsanierung Bahnhofstraße 110 vorübergehend ausziehen musste. Das neugebaute Pflegeheim des Rudolf und Maria Gunst-Hauses mit 96 hochmodernen Pflegeplätzen wird schon Anfang des Jahres von den Bewohnerinnen und Bewohnern bezogen werden. Der Landkreis München sowie auch der Freistaat Bayern fördern dieses Projekt. „Dafür mein herzliches Dankeschön“, so Köstler. Der Kauf des Pschorrhof-Grundstücks 2024 sei ein wichtiger Schritt gewesen hin zur Umsetzung eines optimalen Quartierskonzepts für das Senioren- und Pflegeheim. Aber auch bei der Schwimm- und Dreifachturnhalle sei man auf der Zielgeraden, auch wenn diese manchmal zugegebenermaßen etwas lang sein könne, so Köstler. Es gebe jetzt jedoch einen fixen Zeitplan: Ab März werde der technische Einführungsbetrieb in der Schwimmhalle starten, anschließend nach und nach auch in der Turnhalle. „Wir haben hier noch viel zu tun in den nächsten Monaten. Es ist immerhin ein 40-Millionen-Projekt mit unzähligen Gewerken, die aufeinander abgestimmt sein müssen. Doch ich freue mich schon darauf, wenn wir die Türen aufsperren können.“ 

Auch die anderen Hochbauprojekte wie der Nordtrakt oder der fertiggestellte Anbau an das Rathaus fanden ihre Erwähnung, bevor Bürgermeister Peter Köstler über die Tiefbauprojekte und den Straßenbau berichtete. Mobilität und Verkehr, Lärmschutz an der A96 sowie Projekte des Umwelt- und Klimaschutzes waren weitere Themen. Unter dem Motto „Gräfelfing bewegt sich!“ wird das Integrierte Mobilitätskonzept weiterentwickelt, ein Thema ist auch die zukünftige Anbindung an den im Bau befindlichen U-Bahnhof Martinsried. 

Neben der Ankündigung der diesjährigen Wunschbaumaktion, die wieder vom 1. bis 19. Dezember laufen wird, war es Peter Köstler im Hinblick auf die bevorstehende Kommunalwahl am 8. März 2026 auch ein Anliegen, sich für die vergangenen sechs Jahre bei seinen zwei stellvertretenden Bürgermeistern, dem Gemeinderat, den Mitarbeitenden sowie der Öffentlichkeit zu bedanken. „Es war eine sehr konstruktive Zusammenarbeit, die ich sehr gerne weiterführen möchte.“

Aufgaben des Landkreises sowie Kosten steigen
In seinem Bericht legte Landrat Christoph Göbel dar, dass das Volumen des Haushalts kontinuierlich steige – zuletzt bis auf über eine Milliarde Haushaltsvolumen – bei sinkender Umlagekraft, denn das kumulierte Steueraufkommen der 29 Städte und Gemeinden nehme ab. Das bedeute, dass bei gleicher Kreisumlage die Ausgaben höher würden. „So haben wir in diesem Jahr erstmals die Situation, dass eine Kreisumlage über 50 Prozent des kumulierten Steueraufkommens der Kommunen in den Landkreis abfließt, ein wesentlicher Anteil daran fließt jedoch direkt weiter an den Bezirk von Oberbayern. Die sieben Bezirke Bayerns sind die Träger der überörtlichen Sozialhilfe. 96 Prozent des Haushaltsvolumens im Bezirk benötigt man dort allein mit sozialen Pflichtaufgaben. In diesem Bereich steigen die Kosten immens.“ Der Freistaat Bayern greife hier im Zuge des kommunalen Finanzausgleichs tief in die Tasche, um die Kommunen zu entlasten. Nächstes Jahr würde es sonst zu einer Kostenexplosion kommen. „Da wäre die Kreisumlage um viele Prozentpunkte gestiegen, das hätte sich dann auch auf die Projekte der Gemeinde Gräfelfing ausgewirkt.“ Neben der Darstellung der Haushaltslage des Landkreises München bedankte sich Christoph Göbel in seiner Funktion als Präsident des TSV Gräfelfing bei der Gemeinde für die Generalsanierung, die diese wesentlich mitfinanziert hat. Tausende von Sportlerinnen und Sportler könnten den Sport nur betreiben, weil die Gemeinde dies ermögliche. Dafür würden wiederum Projekte aus dem Schulbereich – wie beispielsweise die Sanierung des Nordtrakts – vom Landkreis München mitfinanziert. Derzeit seien es 19 Schulbauprojekte im Landkreis München, so der Landrat. Die dritte große Aufgabe sei der öffentliche Personennahverkehr. 180 Millionen Euro gebe der Landkreis im Jahr für den ÖPNV aus. 

Sicherheitsbericht 2024 der Polizei Planegg für die Gemeinde Gräfelfing

Polizeihauptkommissar Michael Kahn, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Planegg, berichtete zur Kriminalitätslage 2024. So seien die Straftaten von 507 (2023) auf 399 (2024) gesunken, dies entspräche einem Rückgang um 21 Prozent. Die Aufklärungsquote hingegen sei von 53 auf 58 Prozent gestiegen. Die Deliktgruppen wurden von den Diebstählen angeführt. Kahn gab Tipps zur Prävention gegen Einbruch und den so genannten Trickbetrug, der nach wie vor ein großes Thema sei. Sorgen bereite der Polizei die Zunahme der Fahrraddiebstähle, ebenso wie der Fahrradunfälle, was nicht zuletzt auf die Zunahme an Radfahrenden sowie aber auch auf eine riskante Fahrweise vieler Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer zurückzuführen sei. Insgesamt sei Gräfelfing aber nach wie vor sehr sicher. Mit dem Hinweis auf die mögliche Kontaktaufnahme mit dem Kontaktbeamten PHM Georg Anner (Tel. 089/89925-131) sowie dem Aufruf „Hinweise bei verdächtigen Beobachtungen ausdrücklich erwünscht!“ beendete Michael Kahn seinen Bericht.                              

Bericht der Freiwilligen Feuerwehr Gräfelfing (FFW) 
Florian Renner, 1. Stellvertretender Kommandant, gab zunächst noch einmal einen kurzen Überblick über die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr und ihre Bedeutung. Anschließend stellte er die Zahl der Einsätze im Vergleich der Jahre bis 2025 dar. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen, der Übungs- und Einsatzstunden sowie der Bitte um weitere Unterstützung durch die Bevölkerung komplettierten seinen Bericht.

Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Die Fragen der Besucherinnen und Besucher drehten sich um unterschiedliche Themen wie um Sachbeschädigung am S-Bahnhof Lochham, für den aber die Bundespolizei zuständig ist, um die zu erwartenden Eintrittspreise für die neue Schwimm- und Dreifeldsporthalle, um den Fortgang der Bauprojekte, um möglichen Lärmschutz am Ostportal des Autobahntunnels sowie um den Glasfaserausbau im Gemeindegebiet. 

Zeitgleich zur Bürgerversammlung wurde wieder der neue Bericht aus dem Rathaus vorgestellt. An die Gräfelfinger Haushalte wurde er bereits verteilt. Er bündelt die Bilanz des vergangenen Jahres noch einmal in ausführlicher Form und kann auch auf der Website der Gemeinde heruntergeladen werden unter „Rathaus >> Publikationen“. 

Am Ende bedankte sich Bürgermeister Peter Köstler bei allen Teilnehmenden und betonte noch einmal, dass auch außerhalb der Bürgerversammlung Bürgerinnen und Bürger Empfehlungen an den Gemeinderat zur Abstimmung geben können und der Gemeinderat sich dann binnen drei Monaten damit beschäftige. 

 

 

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