Erdbecken-Wärmespeicher

Die Gemeinde hat eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben, um der Idee nachzugehen, in einem großen, gedämmten Erdbecken warmes Wasser zu speichern (Erdbecken-Wärmespeicher). In anderen Ländern wie beispielsweise Dänemark ist dieses Vorgehen bereits erprobt. 

Im Juli 2022 wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie über ein „Innovatives Wärmenetzsystem mit Wärmespeicher in ehemaliger Kiesgrube“ vorgestellt. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) der Universität Stuttgart. Sie finden die Präsentation und eine Kurzfassung der Studie am Ende dieses Artikels. 

Das Projekt, das wegweisend wäre, steht auch in direkter Verbindung mit der Nutzung von Tiefengeothermie in Gräfelfing und einem damit einhergehenden Fernwärmenetz.
 

Ausbauszenario

Untersucht wurden verschiedene Wärmeversorgungskonzepte für sogenannte Leitszenarien, die von unterschiedlichen Größen der künftigen Fernwärmenetze ausgehen. Das Leitszenario 2 mit einem größeren Fernwärmenetz wird dabei empfohlen.

Es umfasst die in Abbildung 1 grün markierten Gebiete, deren Anschluss an das Fernwärmenetz bis 2030 laut Studie möglich wäre: Das sind die Bereiche, die heute schon durch die Biowärme Gräfelfing (BWG) mit Fernwärme versorgt werden, die Bauabschnitte (BA) 1 und 2 sowie die Liegenschaften in Martinsried, die ebenfalls schon heute mit Fernwärme durch die Stadtwerke München versorgt werden. Die Gesamtlänge dieses Netzes läge im Leitszenario 2 bei etwa 46 Kilometern. Demgegenüber sieht das Leitszenario 1 ein kleineres Ausbaugebiet vor (BWG und BA 1).


Bestandteile der Wärmeversorgung (Var. 2.2)

Für die Art der Wärmeversorgung schlagen die Experten ein komplexes und redundantes System (s. Abb. 2) mit folgenden Eigenschaften vor, in der Studie bezeichnet als Variante 2.2:

  • Geothermie, mit einer Dublette, d.h. eine Förderbohrung und eine Injektionsbohrung, als Grundlast-Wärmeerzeuger. Die Wärme wird entweder direkt an das Fernwärmenetz abgegeben oder in den Wasser-Erdbecken-Speicher eingespeist.
  • Zusätzlicher Wärmeerzeuger: Kompressions-Wärmepumpe (20 MW thermische Nennleistung), die Wasser aus dem Erdbecken-Speicher entnimmt, die Wärme auf das Nutz-Temperaturniveau hebt und einen Pufferspeicher (Volumen 2.000 m³) belädt.
  • Solarthermische Anlage (Bruttokollektorfläche 56.700 m²), die die entnehmbare Wärme erhöht und den Stromverbrauch der Wärmepumpe reduziert.
  • Redundanz: die einspringt, wenn die Geothermieanlage oder / und die Wärmepumpe ausfallen: Erdgas-Heizkessel (30 MW thermische Nennleistung) 


Fazit

Die in der Machbarkeitsstudie favorisierte Variante 2.2 stellt durch den kombinierten Einsatz von Tiefengeothermie, Solarthermie und einer Großwärmepumpe in Verbindung mit dem Wasser-Erdbecken-Speicher ein hochinnovatives Konzept für eine erneuerbare Energieversorgung in Gräfelfing dar. Dadurch würde der errechnete Wärmebedarf zu mehr als  95 % durch Wärme aus Geothermie und Solarthermie gedeckt. Somit könnten Einsparungen an CO2-Äquivalentemissionen von ca. 8.000 t pro Jahr erreicht werden. 

Auch der kalkulierte Wärmepreis ist attraktiv, insbesondere wenn die erwarteten Fördermittel für das Projekt mit einkalkuliert werden. 
 

Wie geht es weiter?

Eine Voraussetzung für die Verwirklichung der beschriebenen Planungsvariante ist, dass die Kiesgrube, in der der Erdbecken-Speicher Platz finden soll, nicht verfüllt wird. Dies wurde von der Gemeinde Planegg und Firma Glück in Aussicht gestellt. Eine weitere Voraussetzung ist, dass bei der Geothermiebohrung ausreichend heißes Wasser gefördert werden kann. Die Vorbereitungen, um dieses herauszufinden sind bereits angelaufen. 
 

Dokumente aus der öffentlichen Abschlussveranstaltung am 18. Juni: 

Präsentation vom 18.07.2022

Kurzfassung der Studie

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