Forst- und naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen für die neue Schwimm- und Dreifeldhalle

Anfang Februar 2021 begannen mit der Baufeldräumung die Vorbereitungsarbeiten für den Bau der neuen Turn- und Schwimmhalle nördlich der Adalbert-Stifter-Straße. Für den Neubau mussten rund 0,86 Hektar des Waldstücks gerodet werden. Deshalb hat die Gemeinde Gräfelfing ein naturschutzrechtliches Ausgleichskonzept für den Bebauungsplan entwickelt. An drei Stellen im Gemeindegebiet wurde auf insgesamt einem Hektar Ausgleichsfläche nachgepflanzt:

1) Aufforstungsfläche mit der Flurnummer 1003, Nähe Luzernenweg, östlich der Heitmeiersiedlung und nördlich der Bundesautobahn A96. Hier wurde auf einer Fläche von rund 9.500 Quadratmetern mit 4.000 Jungbäumen aufgeforstet.

Aufforstung und ökologische Flächenaufwertung:
- Baumarten: Leitbaumarten Stieleiche und Hainbuche, Nebenbaumarten: Linde, Elsbeere, Speierling, Kastanie, Kirsche
- Waldsaumpflanzung aus 525 autochthonen Sträuchern, gebuchtet angelegt, im Süden, Westen, Norden
- Anlage eines Schattstaudensaums durch Ansaat mit individuell angepasster Mischung autochthoner Saaten, 50% Kräuter, 50% Gräser, ca. 1.400m²
- Strukturanreicherungen zur weiteren ökologischen Aufwertung, mit Steinhaufen und Sandvorbereich (Angebot für Reptilien), ca. 50m² Totholzhecke (Benjeshecke) ca. 80m (Angebot für Kleinsäuger, Vögel, Insekten u.a.)
- Ansaat der Zufahrt und der Strauchsaumbuchten mit Extensivwiese, autochthon, 50% Kräuter, 50% Gräser
- Schutz der Aufforstung mit 450m umlaufendem Wildschutzzaun 160cm vor Wildverbiss, sowie durch Aufstellen von sechs Greifvogelansitzstangen vor Mäusen.

2) Ebenfalls Nähe Luzernenweg befindet sich der so genannte „Bolzplatz“ (Flurnummer 1004) mit rund 1.800 Quadratmetern – eine Fläche, auf der 78 Großbäume gesetzt wurden. Aufforstung der Lichtung und der Zuwegung mit autochthonen, hochstämmigen Bäumen. Baumarten: Leitbaumarten Stieleiche und Hainbuche, Nebenbaumarten: Linde, Elsbeere, Kastanie

3) Ausgleichsfläche „Gockelberg“ nahe der Pasinger Straße (Flurnummer 142) auf rund 15.000 Quadratmetern Feldgehölzhecken, Feldgehölzinseln mit je drei hochstämmigen Bäumen sowie Blütensäume.

- ökologische Flächenaufwertung
- Obstbaumreihe längs der Pasinger Straße, 17 Hochstämme (schon gepflanzt)
- randliche Feldgehölzhecken, vorgelagert den Bestandsgehölzen im Westen und Norden, aus autochthonen Sträuchern
- Feldgehölzinseln in der Fläche, drei Stück, jeweils mit 3 hochstämmigen autochthonen Bäumen (Kirschen), Strauchpflanzungen insgesamt ca. 950 Stück
- Anlage von artenreichen Blütensäumen vorgelagert zu Feldhecken /Feldgehölzinseln,
- durch Ansaat individuell auf den Standort abgestimmter Mischung autochthoner Saaten, 100% Kräuter, ca. 3.100 m²
- Initialzündung zur Verbesserung der flächigen Artenausstattung der Wiesenfläche durch Ansaat von individuell angepassten autochthone Flachland-Mähwiesen-Arten,
50% Kräuter, 50% Gräser, in mehreren 3m breiten Streifen, Ziel: Ausbreitung der Arten von den Streifen aus auch in der Restfläche
 

Für jeden Baum, der im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für die Schwimm- und Dreifeldhalle gefällt werden musste, werden zwei neue Waldbäume ersetzt. So lautete das Versprechen von Bürgermeister Peter Köstler und der Gemeindeverwaltung. Dies wurde jetzt umgesetzt: Bis auf kleine Ergänzungsmaßnahmen, die noch fehlen, wurden die Aufforstungen und Pflanzungen schon weitgehend abgeschlossen.

Der Ausgleich teilt sich auf in einen waldschutzrechtlichen Ausgleich, d.h. in das Nachpflanzen von Waldbäumen, was hauptsächlich auf den gemeindeeigenen Flächen nördlich der Autobahn BA 96 (östlich der Heitmeiersiedlung) stattfand, sowie in einen naturschutzrechtlichen Ausgleich, der auch Maßnahmen wie Magerrasen, Büsche und Sträucher umfasst. Dies wurde hauptsächlich unterhalb des „Gockelbergs“ umgesetzt, an der Grenze zum Seniorenheim St. Gisela. Der Schlittenberg blieb davon unangetastet, ebenso der querende Trampelpfad.

Dagmar Digmayer, beauftragte Landschaftsarchitektin vom Fachbüro carpinus sorgte mit einem differenzierten Konzept der Bepflanzung dafür, dass ein durchmischtes Waldstück nördlich der Autobahn entsteht, welches die Artenvielfalt berücksichtigt und den Herausforderungen zukünftiger größerer Trockenzeiten gut gewachsen ist. „Die Ausführung der Arbeiten erfolgt durch die Rudolf Schrader GmbH aus Ingolstadt, nach einer beschränkten Ausschreibung, auf die sich nur Firmen mit entsprechender Expertise bewerben konnten. Das heißt, dass sie Erfahrung mitbrachten in großflächigen Aufforstungen, Ausgleichsflächen und Großbaumpflanzungen“, erläutert Dagmar Digmayer. „Die Baumarten und Pflanzgrößen für die Ausgleichsflächen wurden im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplans zum Bebauungsplan im Rahmen einer Artenliste vorab festgesetzt. Aus dieser Liste habe ich in enger Abstimmung mit dem Revierförster die sinnvollsten Arten bestimmt. Die Aufforstungsfläche wurde von Grund auf zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) konzipiert, die Baumarten ebenfalls federführend mit dem AELF.“

Die ersten Maßnahmen am „Gockelberg“ begannen schon Ende 2020. Ein Team des Gräfelfinger Betriebshofs pflanzte entlang des Geh- und Radwegs an der Pasinger Straße 17 neue Obstbäume. „Wir haben uns hier für Obstbäume entschieden, da die Blüten im Frühling Nahrung für Bienen und andere Insekten bieten“, so Bürgermeister Peter Köstler. „Die Bürgerinnen und Bürger, die hier spazieren gehen, sind eingeladen, sich im Sommer und Herbst an den Kirschen, Zwetschgen, Birnen und Äpfeln zu bedienen. Gleichzeitig wird durch die Baumreihe die Rodelnutzung im Winter nicht eingeschränkt sein.“

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